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Gut Schelenburg

Schelenburg Bissendorf

Zu den eindrucksvollsten Bauten des Adels hier im Osnabrücker Land gehören der Renaissancebau der Schelenburg in Bissendorf-Schledehausen und sein wehrhafter Wohnturm. Dieser Turm mit seinem 2,25 m dicken Mauerwerk, mächtig und hoch aufragend, ursprünglich umgeben von vier konzentrisch verlaufenden Gräften und einigen niedrigen Wirtschaftsgebäuden, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Seine rechteckige Form und der obere Abschluss mit Wehrgang und den vier kleinen Ecktürmchen weisen auf fränkisch-normannische Bauart hin. Auf Grund des morastigen Untergrundes steht er auf  kräftigen Eichenpfählen, er hat keinen Keller, und das Untergeschoss, wo man die Gefangenen unterzubringen pflegte, hatte von außen keinen Zugang, nur ein Loch in der Decke, durch das die armen Teufel hinab gestoßen wurden. Die Haustür befand sich in vier Meter Höhe, und der Zugang in den Wehrturm erfolgte über eine Leiter. Zwei Schächte in den Turmmauern, die bis zum ersten Stock hinabreichen, stellten wohl ursprünglich die Verbindung zu den einzelnen Etagen her. Heute ist das erste und zweite Stockwerk des Wohnturmes bequem durch das Treppenhaus des Haupthauses betretbar.

Der Bau der Burganlage wurde vermutlich vom reichsunmittelbaren Herrn Baldewin von Sledesen in Auftrag gegeben, der 1162 als Bürgermeister von Osnabrück und Stadtrichter genannt wird. Einer der späteren Nachkommen, Sweder v. Sledesen, der offenbar keinen Sohn hatte, geriet in eine erbitterte Fehde mit dem Rahdener Rabodo von Schele, die damit endete, dass dieser 1396 Sweders Tochter und Erbin Elisabeth zur Frau bekam. Von dessen Nachkommen, die heute noch Herren der Burg sind, erhielt sie den Namen Schelenburg.

Einer von ihnen war Jaspar, der 1543 nach Wittenberg zog und dort die Universität besuchte. Er wurde bald ein Tischgenosse Luthers und stand auch später in ständigem Briefwechsel mit ihm. Von Melanchthon wurde er promoviert und so zu einem Verfechter der Reformation. Mit ihm trat nahezu die ganze Gemeinde Schledehausen zum Protestantismus über.

Ein anderer Nachkomme, Georg Viktor v. Schele, trat als Staatsrat in Dienste des Westfälischen Königreichs. Als das Fürstentum Osnabrück aber vom Königreich abgetrennt und zu Frankreich geschlagen wurde, quittierte er seinen Dienst und zog in die Schelenburg. Nachdem er als Beamter verschiedene Stellungen bekleidet hatte, erfolgte 1837 seine Ernennung zum Staats- und Kabinettsminister des Königs Ernst August von Hannover.

1490 brannte das Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Schelenburg ab, nur der Turm blieb verschont. Den Wiederaufbau übernahm der berühmte Baumeister Jörg Unkair aus Tübingen. Er errichtete zwischen 1528 und 1532 auf den alten Grundmauern einen herrlichen Renaissancebau aus Bruchsteinen. Die prächtig gestalteten Wendeltreppentürme wie die venezianisch anmutenden Halbkreisaufsätze über den Dachausbauten, die scharfprofiligen Gesimse, die die Geschosse abteilen, die stabwerkgerahmten Rechteckfenster sowie die Vierflügelanlage im Grundriss sind typische Merkmale der Weserrenaissance.

Der sechseckige Treppenturm im Schlossinneren ragte vermutlich, wie es zur Bauzeit üblich war, zur Hälfte aus dem Bauwerk heraus und ist erst später durch Vorziehen der Gebäudefront in das Haus mit einbezogen worden.

Heutiger Besitzer: Joachim Kellermann von Schele, Burgweg 1, 49143 Bissendorf

(www.schelenburg.de)