Ortsportrait
Das Gebiet der heutigen Gemeinde Belm (13.800 Einwohner) umfasst den größten Teil des alten Kirchspiels Belm, dessen Entwicklung sich bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Zu dieser Zeit ist auf einem Adelshof eine Kirche errichtet worden, zu der die Bauernschaften Icker, Vehrte, Powe, Haltern und Wellingen sowie Gretesch, Darum und Lüstringen gehörten. Diese Bauernschaften schlossen sich etwa im 11. Jahrhundert zu den vier selbständigen Markgenossenschaften Haltern-Wellingen, Vehrte-Powe, Icker und Darum-Gretesch-Lüstringen zusammen.
Erstmals erwähnt wurde unsere Gemeinde als Dorf Belehem im Jahre 1190. Um 1224 wurde aus dem Namen Belehm und 1483 Beleham. Die Worte enthalten sprachlich die beiden Silben "Bel" (Anhöhe) und "Heim" (Haus). Der Name könnte daher "Siedlung auf der Anhöhe" bedeuten. Im Jahre 1853 vereinigten sich die Bauernschaften des Kirchspiels zur Samtgemeinde Belm, die sich 1966 in die Samtgemeinde Belm mit den Mitgliedsgemeinden Belm, Haltern und Powe sowie die Samtgemeinde Icker-Vehrte und Darum-Gretesch-Lüstringen aufteilte.
Diese drei Kommunalverbände bestanden, bis am 1. Juli 1972 im Zuge der Gebietsreform die Gemeinde in der heutigen Form mit den Mitgliedsgemeinden Belm, Haltern, Icker und Vehrte entstand. Zuvor hatten sich am 1. Juli 1968 bereits die Gemeinde Powe und Belm freiwillig zusammengeschlossen. Die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Darum-Gretesch-Lüstringen wurden am 1. Juli 1972 nach Osnabrück eingemeindet.
Zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die spätromanische Pfarrkirche St. Dionysius aus dem Jahre 1230 mit dem gleichaltrigen Taufbrunnen aus Sandstein sowie mehrere Kultur- und Naturdenkmäler wie die Schwarzkreidegrube in Vehrte, das steinerne Meer auf dem Gattberg und die Belmer Mühle laden zum Erkunden der malerischen Landschaft am Südhang des Wiehengebirges ein.
Mühlen
Wassermühle „Belmer Mühle“
Ansprechpartner:
Verein „Belmer Mühle“
Die Belmer Mühle befindet sich im alten Ortskern der Gemeinde an der heutigen Lindenstraße am Rande des Belmer Bruchs. Die Gründung der Belmer Mühle wird auf den Zeitraum um 840 datiert. Damit blickt die Mühle auf ein stattliches Alter von rund 1160 Jahren zurück. Das Gebäude wurde mehrfach verändert und restauriert. Seit etwa 1776 befand sich die Mühle für rund 200 Jahre in privatem Besitz. Die ursprünglich durch Wasserkraft angetriebenen Mahlsteine wurden zwischenzeitlich mit Hilfe von Dampfmaschinen, später dann durch Elektromotoren bewegt. Im Jahr 1991 erwarb die Gemeinde das Gebäude und beschloss die Gründung einer Kultur- und Begegnungsstätte. Das Gebäude wurde aufwendig saniert, die historischen Elemente der Mühlentechnik und das westliche Bruchsteingebäude sind erhalten geblieben.
Die Belmer Mühle ist nicht nur Heimat des gleichnamigen Vereins. Im Obergeschoss befindet sich zudem die Heimatstube des Heimat- und Wandervereins Belm, im Keller lagert die Interessengemeinschaft Erzgebirgspyramide einen Nachbau einer typischen Weihnachtspyramide, die alljährlich zur Adventszeit im alten Ortskern am Tie aufgestellt wird.
Angegliedert an die Belmer Mühle ist das Sägewerk, in dem jetzt mit der Belmer Integrationswerkstatt BIW e.V. eine Einrichtung der Jugendhilfe untergebracht ist.
Heimathäuser/ Kulturorte
Hager Hof
Ansprechpartner:
Verein Friedenshof zu Hage e.V.
49080 Osnabrück
www.hagerhof-vehrte.de
Der aus dem Jahr 1731 stammende Hager Hof wurde in aufwendiger Arbeit restauriert und konnte so als malerisches Kulturdenkmal erhalten. Dieses wohl älteste und schönste Bauernhaus der Gemeinde Belm wurde nach 1981 vollständig restauriert. Dem großen Engagement des Vereins "Friedenshof zu Hage" e.V., wohlgesonnener Stiftungen und der finanziellen Unterstützung der Gemeinde ist auch die inzwischen durchgeführte Restauration des Speicherhauses zu verdanken. Das Hauptgebäude mit dem Speicherhäuschen dient heute als Freizeitzentrum für zahlreiche Veranstaltungen.
Kirchen
Die Sankt-Dionysius-Pfarrkirche im Belmer Ortskern an der Lindenstraße: Als Nachfolgerin einer bereits im 9. Jahrhundert errichteten Kirche wurde das Gebäude um 1230 errichtet. Der Westturm der Kirche stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert. 1980 wurde das Gebäude vollständig restauriert. Das Taufbecken aus Sandstein ist 1250-1300 hergestellt worden, zwei Holzfiguren stammen aus der Zeit um 1520. Ursprünglich gehörte die dem heiligen St. Dionysius geweihte Kirche dem Meyerhof an.
Die zwischen 1815 und 1819 erbaute Christuskirche steht gegenüber der katholischen St. Dionysius-Kirche am Belmer Tie. Nach dem Bau des Pfarrhauses wurde der Plan zur Errichtung einer evangelischen Kirche zunächst auf Grund fehlender finanzieller Mittel zurückgestellt. Als die evangelischen Gemeindemitglieder die Versorgung des Pastors und die Bereitstellung erforderlicher Gelder festlegen konnten, begann man im Jahr 1815 mit dem Bau des Kirchengebäudes, der bis 1819 andauerte. Der Turm der Kirche stammt vom Kloster Marienstätte zu Osnabrück. Er wurde vollständig abgetragen und als Turm der Christuskirche 1817 wieder aufgebaut. Eine Danksagung für das Geschenk findet sich in gemeißelter Schrift über dem Eingang: "Monumentum reges munificentiae" (Denkmal königlicher Freigiebigkeit). Die Kirche wurde im Laufe der Jahre immer wieder neu eingerichtet und weiter ausgestattet. Die Innenräume wurden mehrfach neu ausgemalt, Glasmalereien in den Fenstern und die Installation einer Uhr hat man 1903 durchgeführt, im Jahr 1914 erst erhielt die Turmuhr schließlich ein eigenes Spielwerk.
Die 1966 erbaute St. Josefs-Kirche im Ortsteil Powe fällt durch eine eigenwillige Architektur ins Auge. Der Andrang der Belmer Gläubigen auf die katholische Pfarrkirche war nach Kriegsende derart gestiegen, dass mit der Gründung des Kirchenbauvereins Belm Powe im Jahr 1959 ein fester Entschluss zum Bau einer zweiten katholischen Kirche gefasst war. 1964 lag die Genehmigung zum Bau der St. Josefs Kirche vor. Die Architekten Ostermann und Droste aus Münster hatten den Entwurf der modernen Architektur vorgelegt. Im März 1965 wurde bereits der Grundstein des Gebäudes gelegt, im Dezember 1966 hat der Bischof das neue Gotteshaus konsekriert. Die äußere Form spiegelt den Gedanken wieder: "Ein Zelt Gottes unter den Menschen" für die Belmer Gläubigen.
Die 1923 errichtete katholische Pfarrkirche im Ortsteil Icker hat kleine künstlerische Besonderheiten zu bieten. Ursprünglich besaß Icker eine Kapelle an der Einmündung der heutigen Icker Landstraße in die Lechtinger Straße, die im Jahre 1926 abgerissen wurde. 1922/23 war der Bau der Pfarrkirche äußerlich fertiggestellt worden. Schon bald wurden die schlichten Fenster durch bunte ersetzt. 1931 erhielt die Kirche eine Turmuhr und eine Orgel, die nach dem zweiten Weltkrieg und nochmals im Jahre 1980 erneuert wurde. Das barocke Altarbild stellt ein kleines künstlerisches Kleinod dar. Der Altar stammt nach Aussagen der Inschrift aus dem Jahre 1840, der Aufbau wurde jedoch vermutlich aus der alten Kapelle übernommen. Die Arkadenbögen könnten Reststücke eines Altars aus dem 14. Jahrhundert sein, die oberen Reliefs wurden vermutlich um 1520 geschaffen. Erzählungen, nach denen der Altar aus dem Osnabrücker Dom stammt, konnten nicht bestätigt werden.
Im Ortsteil Vehrte entstand 1960 die ev. luth. Kirchengemeinde Vehrte. Sie war bestimmt für die evangelischen Einwohner der Belmer Bereiche Icker und Vehrte. Bereits 1963 konnte das neu erbaute Gemeindehaus seinen Zweckbestimmungen gewidmet werden. Zwei Jahre später fand nach fast einjähriger Bauzeit die Weihe der Johanneskirche statt.
Heimatvereine
Bürgerverein Icker
Heimat- und Wanderverein Belm
Heimat- und Wanderverein Vehrte
Ausgewählte Kulturdenkmäler / Steingräber
Die Sloopsteine sind Reste einer mächtigen Steinkammer von etwa 0.50 m Länge und einer Breite von knapp vier Metern an der Ostseite. Die auf der Südseite der ehemaligen Grabkammer liegenden Trägersteine sind noch vollständig, von den ursprünglich sechs Decksteinen fehlt heute einer. Die Decksteine sind leider allesamt in die Kammer gestürzt, so dass die ehemalige Form des Monumentes nur noch zu erahnen ist. Der trapezförmige Grundriss der steinzeitlichen Anlage ist noch deutlich sichtbar. Die Sloopsteine stellen eines der am besten erhaltenen Gräber unserer Vorfahren dar, dessen 4000 jähriges Jubiläum im August 2000 gefeiert wurde.
Der Butterstein im Gattberg erhielt seinen Namen auf Grund einer Sage, nach der der Teufel eine arme Bäuerin und ihre Butter in Stein verwandelte. Auf der Suche nach einem Stück Butter durchstreifte der Teufel sein Revier. Er begegnete einer Bäuerin in unauffälliger Gestalt und versuchte, beim Kauf eines Stücks Butter um den Preis zu feilschen. Die erboste Bäuerin schlug auf ihn ein, als er versuchte, Ihre Ware schlecht zu machen. Der aufgebrachte Teufel verwandelte daraufhin die Bäuerin in einen goldenen Stein, der heute durch Verwitterung die goldene Farbe verloren hat.Der Butterstein war ursprünglich ein sogenannter Burstein, an dessen Ort das germanische Burgericht tagte. In der Mitte dieses Gerichtsplatzes lag der große etwa 70 Tonnen schwere Findling, über den man sich aufgrund seiner Form und auffälligen Größe die Sage erzählte.
Einer Sage nach dienten die Vehrter Teufelssteine dem Teufel zum Brotbacken. Einer der Steine war der Ofen, der andere Stein zum Kneten des Teigs gedacht.
Der Süntelstein im Vehrter Wald war selbst dem Teufel zu schwer. Noch heute sind deutliche die Spuren der schweren Ketten zu sehen, mit denen der Teufel die schwere Last zu tragen versuchte. Nach einer Sage stammt der Süntelstein in Vehrte vom Teufel persönlich, der sich in seiner Ruhe gestört fühlte, als in der Nähe seiner Wohnstätte an den zwei Teufelssteinen beim heutigen Vehrte die Nachricht einging, dass im benachbarten Venne mit dem Bau einer Kapelle begonnen worden sei. Der Teufel konnte zwar den Bau der Kapelle nicht mehr verhindern, doch wollte er mit einem schweren Findling die Eingangstür versperren. Der Stein war selbst für den Teufel so schwer, dass er sich verspätete und die Kapelle vor Tagesanbruch nicht erreichen konnte. Er musste den Stein absetzen und beschädigte ihn mit der Kette, die im Stein die bis heute sichtbaren Risse hinterließ. Der Stein wurde in der Steinzeit vermutlich als Opferstein genutzt. Ursprünglich war der Stein mit einem Kranz kleinerer Steine umgeben, die auf eine Kultstätte der jüngeren Steinzeit schließen lassen. In dem Belmer Wappen sind die Elemente des Süntelsteins symbolisch aufgegriffen worden.
Naturdenkmale
Die Schwarzkreidegrube in Vehrte
Die in Vehrte zu findende "Schwarze Kreide" gehört europa-, vermutlich sogar weltweit, zu einer einmalig vorkommenden Ton-gesteinsart, die sich vor ca. 170 Millionen Jahren auf Grund eines besonderen geologischen Vorganges gebildet hat. Die Gesteinsart gehört eigentlich zu den in Deutschland weit verbreiteten Ablagerungen des oberen Lias. Nach einem häufig darin vorkommenden Fossil, der Muschel Posidonia, werden sie Posidonienschiefer genannt. Die Gesteine sind Ablagerungen eines schlecht durchlüfteten Flachmeeres. An seinem Meeresboden bildete sich Faulschlamm, wie es heute beispielsweise im Schwarzen Meer der Fall ist. Im Laufe der Erdgeschichte entstanden daraus ölartige Verbindungen, sogenannte Bitumina.
Wie ist diese Besonderheit zu erklären?
Geophysikalische, chemische und mineralogische Untersuchungen ergaben, dass die ungewöhnliche Ausbildung des Posidonienschiefers bei Vehrte auf einen in der Tiefe vorkommenden Magmakörper zurückzuführen ist. Seine Entstehung ist auf einen nicht bis an die Oberfläche durchgestoßenen Vulkan in einer horizontalen Erstreckung von ca. 50 km zurückzuführen. Er liegt in einer Tiefe von 5 bis 7 km Tiefe unter dem Osnabrücker Raum. Als dieses "Bramscher Massiv" während der Kreidezeit entstand, hat das Magma die überlagernden Gesteinsschichten erhitzt und z.T. umgewandelt. So dürften im zentralen Bereich der Aufhebungen, die jetzt ca. 1,5 km unter Bramsche liegen, Temperaturen von etwa 400°C und im Raum Vehrte noch ca. 250°C erreicht haben (heute ca. noch 40°C).
Die "Schwarze Kreide" zeigt durch die Umwandlung der Bitumina des ehemaligen Ölschiefers zu elementarem Kohlenstoff (Inkohlung) diesen Aufhebungsprozess in eindrucksvoller Weise und stellt damit ein einmaliges geologisches Denkmal dar.
Von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1960 wurde die "Schwarze Kreide" in Vehrte im Tagebau abgebaut und zu Farbe und Schuhcreme verarbeite. Heute basiert die Farbherstellung auf anderen Grundlagen. Die Spuren des Tagebaues werden in Vehrte jedoch noch lange sichtbar bleiben.
Naturdenkmale und alte Bäume in der Gemeinde
Ein beachtlichres Alter können auch zwei weitere Naturdenkmale in der Gemeinde Belm vorweisen. Auf rund 500 Jahre wird das Alter der so genannten „Schwedenlinde“ an der Schlossstraße in Astrup geschätzt. Etwa gleich alt, wenn nicht sogar noch 100 Jahre älter soll die Eibe (Taxus) im katholischen Pfarrgarten am Tie sein.
Anschrift
Gemeinde Belm
Marktring 13
49191 Belm
www.belm.de