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Güter

Schelenburg - Foto: Norbert Buhl

Güter, Burgen, Schlösser und Herrensitze im südlichen Osnabrücker Land

Über tausend Jahre lang war das heutige Osnabrücker Land ein geistliches Fürstentum, das mit der Gründung des Bistums durch Karl den Großen im Jahre 783 begann und bis zur Säkularisation 1802 Bestand hatte. 1815 wurde es dem Königreich Hannover einverleibt.

In diesem Zeitraum waren die Osnabrücker Bischöfe die Landesherren. Um sich vor feindlichen Überfällen und den ewigen kleinen Fehden schützen zu können, ließen sie rund um ihr Fürstentum starke Landesburgen errichten. Bischof Benno II (1068-88) machte den Anfang mit der Iburg. Im Laufe der nächsten 300 Jahre folgten noch sechs weitere Landesburgen: Reckenberg bei Wiedenbrück als Schutz gegen Rheda,  Grönenberg (Melle) gegen die Ravensburger, Wittlage gegen Minden, Hunteburg gegen Diepholz, Fürstenau gegen Tecklenburg und schließlich Vörden gegen die Grafschaft Vechta, die zum Bistum Münster gehörte.

Nur zwei Höhenburgen gab es im Osnabrücker Land, die Iburg, die heute noch existiert, und die im 12. Jahrhundert zerstörte Holter Burg, von der lediglich nur noch die Ruine zu sehen ist. Die Entstehung der beiden Höhenburgen wird auf das 11. Jahrhundert datiert. Danach sind sämtliche Burgen, so auch die bischöflichen Landesburgen, als Wasserburgen gebaut worden. Sie waren ebenso sicher wie die Höhenburgen, aber viel leichter anzulegen und mit Trinkwasser zu versorgen.

Die älteren dieser Landesburgen hatten noch einen Bergfried, aber bei den jüngeren wie bei der Burg Vörden, die um 1370 angelegt worden war, suchen wir ihn vergeblich. Der Bergfried wurde, wie heute noch die Kamine bezeugen, auch zu Wohnzwecken benutzt. Der Wehrgang, die Schießscharten und der hoch gelegene Eingang im 1. Stockwerk, der nur per Leiter erreicht werden konnte, zeigen darüber hinaus seinen Verteidigungscharakter. Eine große Bedeutung aber hat er auch immer als Beobachtungsposten gehabt, da die Besatzung auf Grund des ringsum dicht geschlossenen Plankenzaunes nicht erkennen konnte, was draußen vor sich ging.

Bis ins 16. Jahrhundert hinein wurden Burgen und Schlösser mit doppelten oder mehrfachen Gräften versehen, die den Wohnplatz schützend umgaben. Diese Wassergräben sind zum großen Teil bis heute erhalten geblieben.

Schon im frühen Mittelalter sahen sich die Bischöfe genötigt, ein stehendes Heer zu schaffen. Ihre Waffenträger und die höheren Dienstmänner am Hofe erhielten zur Belohnung für ihre Kriegs- und Verwaltungsdienste mit Gerechtsamen ausgestattete, größere landwirtschaftliche Güter als Lehen, die ihnen besonderes Ansehen verschafften. Diese Privilegierten wurden damals als Ministeriale bezeichnet und mit der Ritterwürde ausgestattet. Damit hatten sie auch Anteil an der Regierung des Fürstentums.

Sie wohnten auf ihren Rittersitzen, die in der Umgebung der alten Landesburgen besonders zahlreich waren. Während die Burgen im Osnabrücker Land munitio, castrum oder castellum genannt wurden, war die übliche Bezeichnung für einen Rittersitz dagegen habitatio, also Wohnung. Die ersten dieser Wohnungen waren gleichermaßen wie die Burgen geschützt durch Gräften (Wassergräben), einen dichten Plankenzaun, und einen Wehrturm. Später verzichtete man, wie bereits erwähnt, auf den Turm. Charakteristisch für diese Schlösser war ihre meist isolierte Lage abseits der Dörfer. Angeregt durch die allmähliche Ausbreitung der Renaissance (von Süd nach Nord) wurden im 15. und 16. Jahrhundert viele der Rittersitze stilgerecht umgestaltet und erhielten damit nicht nur ein verändertes Äußeres, sondern auch drinnen verfeinerte sich die Lebenshaltung deutlich.

Neben den Burgen und Schlössern mit ihren meist adligen Besitzern gab es auch Herrenhäuser, die im allgemeinen der Mittelpunkt eines Rittergutes waren, also eines landwirtschaftlichen Betriebes. Der Gutsherr, der vom Adel abstammen konnte, aber nicht musste, war nicht nur Landbesitzer und Arbeitgeber, sondern war auch Inhaber unterschiedlich vieler Rechtstitel und durfte ehedem auch auf seinem Gut gegenüber seinen Hörigen Recht sprechen. Große repräsentative und künstlerisch gestaltete Herrenhäuser nicht adliger Herren wurden im allgemeinen auch als Schloss bezeichnet.

Die Schlösser und Herrenhäuser wurden im Laufe der Geschichte den veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen angepasst und blieben auf diese Weise meist bis auf den heutigen Tag als Wohn- und Arbeitsplatz erhalten. Dennoch wechselten öfters ihre Besitzer. Manchmal traten auch Vertreter der freien Wirtschaft oder der Wohlfahrtsverbände, die ein Herrenhaus für soziale Zwecke in Anspruch nahmen, an die Stelle der Gutsherren.

Reiches geistiges Leben ist zu allen Zeiten von den Schlössern und Gütern ausgegangen Nicht nur Minister, Gesandte und Heerführer kamen von hier, auch bedeutsame Männer der Reformation sind aus diesen Häusern hervorgegangen. Von den Schloss- und Gutsherren wurden Kirchen und Gemeinden gegründet, erste Schulen gebaut und unterhalten und Bibliotheken und Archive eingerichtet.

Literatur:
Rudolf v. Bruch, Die Rittersitze des Fürstentums Osnabrück, 1930
Edgar F. Warnecke, Das große Buch der Burgen und Schlösser im Land von Hase und Ems, Wenner, 1980
Aufsätze von Bernhard Feige über Burgen, Schlösser und Herrensitze in den Heimatjahrbüchern des Heimatbundes Osnabrücker Land.

Weitere Burgen, Schlösser und Gutshäuser im Osnabrücker Land, deren Anlagen von öffentlichen Wegen aus einsehbar sind:

  • Altenhagen, Hüttenstraße, 49170 Hagen TW
  • Arenshorst, Arenshorster Kirchweg, 49163 Bohmte
  • Bissendorf, Im Freeden, 49143 Bissendorf
  • Borgwedde, Borgwedder Straße, 49179 Ostercappeln
  • Caldenhof, Caldenhofer Weg, 49179 Ostercappeln
  • Freudenthal, Philip Sigismund Allee, 49186 Bad Iburg
  • Gartlage, Gartlager Weg, 49088 Osnabrück
  • Honeburg, Honeburger Weg, 49090 Osnabrück
  • Holter Burg, Borgloher Straße, 49143 Bissendorf
  • Königsbrück, Königsbrücker Weg, 49326 Melle
  • Krebsburg, An der Krebsburg, 49179 Ostercappeln
  • Kuhof, Kuhof, 49179 Ostercappeln
  • Langelage, Langelager Straße, 49163 Bohmte
  • Nette, Zum Gut Nette, 49090 Osnabrück
  • Palsterkamp, Erlenweg, 49214 Bad Rothenfelde
  • Sandfort, Am Gut Sandfort, 49082 Osnabrück
  • Scheventorf, Scheventorf, 49186 Bad Iburg
  • Sondermühlen, Nordenfelder Weg, 49326 Melle
  • Stockum, Gut Stockum, 49143 Bissendorf
  • Wahlburg, Wahlburgstraße, 49179 Ostercappeln

Bernhard Feige